Tanya Poole
Span und The Night Guide
Statement der Künstlerin
Eine Motte ist ein nächtlicher Blütenbestäuber, angezogen von der Leuchtkraft heller Blüten und ihrem reichen Duft in der Dunkelheit. Ich stelle mir ihre fruchtbaren nächtlichen Flüge in mondlosen Wäldern oder dunklen Feldern vor, angezogen von treibenden Düften und strahlenden Leuchten.
Vor einem Jahr, als ich meinen Lebensmittelpunkt von Südafrika nach Frankreich verlegte, erlebte ich auch kraftvolle Verschiebungen in meinem Inneren, als mein Körper in die Wechseljahre kam. Motten flatterten an den Rändern meines Bewusstseins herum, flüchtig, nur teilweise sichtbar. Ich bemerkte sie mehr und mehr, angezogen von ihrer Qualität einen Zwischenraum zu bewohnen. Wenn ich sie bewegungslos auf einer Oberfläche sah, ging ich so nah wie möglich an sie heran und fotografierte sie manchmal mit einem Makroobjektiv, damit ich heranzoomen und die verborgene Komplexität ihrer Flügelschuppenmuster sehen konnte. Ihre Flügel waren meist einfarbig, nicht hell oder auffällig, aber je mehr ich hinschaute, desto außergewöhnlicher empfand ich sie und ich fiel in sie hinein wie in einen Kaninchenbau.
Ich begann sie in Skizzenbüchern zu malen, aber als sich mir die visuelle Komplexität der Motten offenbarte, wusste ich, dass ich sie viel, viel größer malen musste und dass meine kleinen Skizzenbuchbeobachtungen diesen riesigen und bisher ungesehenen Reichtum nicht beschreiben könnten. Ich fertigte zwei großformatige Zeichnungen auf Papier an: Span (3 Meter breit) und The Night Guide (2 Meter breit). Die Tinte braucht Platz, um zu leben, und die Größe des großformatigen Papiers erlaubte es ihr zu verlaufen, sich zu sammeln, aufzulösen und zu schichten. Als ich die Motten in dieser Größe malte, wurde mir auch klar, dass ich ihre Körper fast so groß wie meinen eigenen gemacht hatte und dass ich das Bild wie einen Mantel oder eine Puppe über mich drapieren und einwickeln konnte. Indem ich ihre überdimensionalen Ausmaße durchdachte, fühlte ich mich in der Lage, mein Gefühl für die Motten als monumentale oder mythische Kreaturen zu vermitteln, vielleicht als himmlische Wesen - als ob die hellen Blumen, die sie in der Dunkelheit besuchten, Sterne am tintenschwarzen Himmel wären.
Span, der Titel des größten Nachtfalters, ist ein Wort, das den Raum zwischen zwei Punkten in der Zeit oder im Raum beschreibt und damit auch das Dazwischen: die Spannweite einer Hand, die Spannweite von Flügeln, die Spannweite eines Lebens, die Spannweite zwischen Kontinenten, die Spannweite des Firmaments.
Span in der Gruppenausstellung Grenzfälle des Raumes, Galerie m
Eine Motte ist ein nächtlicher Blütenbestäuber, angezogen von der Leuchtkraft heller Blüten und ihrem reichen Duft in der Dunkelheit. Ich stelle mir ihre fruchtbaren nächtlichen Flüge in mondlosen Wäldern oder dunklen Feldern vor, angezogen von treibenden Düften und strahlenden Leuchten.
Vor einem Jahr, als ich meinen Lebensmittelpunkt von Südafrika nach Frankreich verlegte, erlebte ich auch kraftvolle Verschiebungen in meinem Inneren, als mein Körper in die Wechseljahre kam. Motten flatterten an den Rändern meines Bewusstseins herum, flüchtig, nur teilweise sichtbar. Ich bemerkte sie mehr und mehr, angezogen von ihrer Qualität einen Zwischenraum zu bewohnen. Wenn ich sie bewegungslos auf einer Oberfläche sah, ging ich so nah wie möglich an sie heran und fotografierte sie manchmal mit einem Makroobjektiv, damit ich heranzoomen und die verborgene Komplexität ihrer Flügelschuppenmuster sehen konnte. Ihre Flügel waren meist einfarbig, nicht hell oder auffällig, aber je mehr ich hinschaute, desto außergewöhnlicher empfand ich sie und ich fiel in sie hinein wie in einen Kaninchenbau.
Ich begann sie in Skizzenbüchern zu malen, aber als sich mir die visuelle Komplexität der Motten offenbarte, wusste ich, dass ich sie viel, viel größer malen musste und dass meine kleinen Skizzenbuchbeobachtungen diesen riesigen und bisher ungesehenen Reichtum nicht beschreiben könnten. Ich fertigte zwei großformatige Zeichnungen auf Papier an: Span (3 Meter breit) und The Night Guide (2 Meter breit). Die Tinte braucht Platz, um zu leben, und die Größe des großformatigen Papiers erlaubte es ihr zu verlaufen, sich zu sammeln, aufzulösen und zu schichten. Als ich die Motten in dieser Größe malte, wurde mir auch klar, dass ich ihre Körper fast so groß wie meinen eigenen gemacht hatte und dass ich das Bild wie einen Mantel oder eine Puppe über mich drapieren und einwickeln konnte. Indem ich ihre überdimensionalen Ausmaße durchdachte, fühlte ich mich in der Lage, mein Gefühl für die Motten als monumentale oder mythische Kreaturen zu vermitteln, vielleicht als himmlische Wesen - als ob die hellen Blumen, die sie in der Dunkelheit besuchten, Sterne am tintenschwarzen Himmel wären.
Span, der Titel des größten Nachtfalters, ist ein Wort, das den Raum zwischen zwei Punkten in der Zeit oder im Raum beschreibt und damit auch das Dazwischen: die Spannweite einer Hand, die Spannweite von Flügeln, die Spannweite eines Lebens, die Spannweite zwischen Kontinenten, die Spannweite des Firmaments.
Span in der Gruppenausstellung Grenzfälle des Raumes, Galerie m
The Night Guide, 2019
Tinte auf Papier, 140 x 200 cm
Tinte auf Papier, 140 x 200 cm
Span, 2019
Tinte auf Papier, 140 x 300 cm
Tinte auf Papier, 140 x 300 cm