Anja Bohnhof

Die Pavement-Typists vor dem High Court in Kolkata/Indien haben oft ihren gesamten Berufsalltag auf den Bürgersteigen vor dem Gerichtsgebäude verbracht. Eine Ära neigt sich hier dem Ende zu. Die meisten Männer sind bereits im Rentenalter, ihre Schreibmaschine – häufig eine amerikanische Remington, begleitet sie als Arbeitsgerät bereits seit dreißig bis vierzig Jahren. Eine treue, zuverlässige Begleiterin, und gewiss ebenso in die Jahre gekommen wie die niedrigen Arbeitstische der Typists, auf dem die täglich aus einem nahegelegenen Depot geholte Maschine ihren Platz findet.
Es ist ein kleiner Verdienst, der sich dort unter prekären Arbeits- verhältnissen unter freiem Himmel erwirtschaften lässt, bei Wind und Wetter, im Monsumregen ebenso wie bei vierzig Grad im Schatten. Nicht selten ist das erzielte Einkommen die einzige Einkommensquelle für eine ganze Familie, was die oftmals weiten täglichen Anfahrten zum Arbeitsplatz rechtfertigt. Die Kunden der Typists sind meist Anwälte, die am High Court beschäftigt sind. Sie benötigen ihre handschriftlichen Notizen in getippter Form und in englischer Sprache, auch sie arbeiten oftmals seit Jahrzehnten mit denselben Typists zusammen – man kennt einander gut.
Bevor das digitale Zeitalter nach und nach den Bedarf analoger Fertigkeiten und Maschinen verdrängt hat, waren hier bis zu sechzig Typists vor dem Gerichtsgebäude zu finden, heute sind es an guten Tagen noch etwa zwanzig Männer.
Die Serie "Tables" aus dem Projekt "Typosphere" zeigt 15 Aufnahmen der Arbeitstische, der Schreibmaschine und einigen Arbeits- utensilien sowie persönliche Dinge der jeweiligen Besitzer. Für die Aufnahmen wurden die Tische und Maschinen temporär in einen angemieteten Raum in der Nähe des High Court getragen und dort fotografiert.