Ausstellungsinformationen
Franka Hörnschemeyer
Axiom 420
Axiom 420
24. April bis 31. Oktober 2020
Ausstellungsbesuch nach Terminabsprache
Filmische Dokumentation der Ausstellung Axiom 420 von Donat Schilling
Hörprobe zur Audioarbeit Gipskartonfeuerschutz
Für ihre erste Einzelausstellung in der Galerie m hat die Bildhauerin Franka Hörnschemeyer Axiom 420, ein komplexes ortsspezifisches Werk konzipiert und realisiert. Geometrische Skulpturen aus Schalplatten und eine architektonische Konstruktion aus Rasterelementen werden über ein mehrfach umgelenktes Seil miteinander verbunden und getragen. Eine Soundarbeit durchdringt die Ausstellungsräume, zudem sind ausgewählte frühe Wandobjekte der 90er Jahre zu sehen.
Die Räume der Galerie m sind in radikaler Weise zum Bestandteil eines Werkes geworden. Die Wände, Raumvolumina und Proportionen sind ebenso formbildend für Axiom 420, wie die Figuren aus Schalplatten, der Rasterraum und das verbindende und tragende Ankerseil.
Die Figuren, die den Anfangs- bzw. Endpunkt des Seils markieren, bestehen aus mehreren Holzquadern – wie die Oberflächengestaltung und die Abriebspuren zeigen, sind es wiederverwendete Schalplatten der Firma Paschal. Die einzelnen Elemente sind über ein durchgehendes Seil miteinander verbunden und pendeln aneinander aufgereiht von der Decke herab, wobei der Boden abschließend leicht gestreift wird. Die Quader berühren sich nur punktuell. Schwerelos, anmutig, nahezu tänzelnd erscheinen die Skulpturen, die je nach Perspektive mal kompakter und mal raumgreifender sind.
Diese scheinbare Aufhebung von Masse und Gewicht, von Schwerkraft lässt sich auch an der raumbildenden Konstruktion aus Rasterelementen beobachten. Das architektonische Gebilde mit seinen geradezu filigran anmutenden Strukturelementen wirkt in seinem Aufbau transparent und modellhaft. Während seine Außenbegrenzung eine durchgehende Kontur aufweist, deuten offene Partien Variabilität und Flexibilität an. Wie die beiden Holzfiguren wird auch diese Raumstruktur vom Seil angehoben, so dass nur noch eine Seite Kontakt zum Boden hat. Sowohl Figuren als auch Raumstruktur schweben und lasten zugleich. Sie scheinen wie in ihrer Bewegung angehalten, offensichtliche Schwere wird in Leichtigkeit umgewandelt.
Die enormen Kräfte, die Axiom 420 in Spannung versetzen, die Schwerkraft und Zugkraft offenbaren sich besonders im Ankerseil, das zugleich trägt und verbindet. An dem Seil werden alle Elemente in ein sorgfältig ausbalanciertes, fragiles Gleichgewicht, das keinen Spielraum zulässt, versetzt. Die präzise Positionierung der Skulpturen untereinander und an dem Seil führt zu einer Neutralisierung aller dynamisch wirkenden Kräfte, zu einem "eingefrorenem" Stillstand im gleichzeitigen „Fallen“. Es stellt eine vielschichtige wechselseitige Abhängigkeit zwischen den Skulpturen, der Stahlkonstruktion und den Wänden der Galerie m her. Durch das Seil „entfalten“ sich die Figuren, zugleich hebt es den Rasterraum vom Untergrund. Es gliedert die Galerieräume, zerschneidet und vermisst die vermeintliche Leere des Zwischenraums, schafft eine Komposition, innerhalb derer sich der Ausstellungs-besucher bewegt. Das Werk ist physisch erlebbar, wird zu einer komplexen Raumskulptur, die im Gegensatz zu einer Figura Serpentinata nicht umrundet, sondern durchdrungen wird.
Eine Vielzahl an Diagonalen charakterisieren das Gesamterscheinungsbild, vor allem auch der Verlauf des Ankerseils, das die einzelnen plastischen und architektonischen Elemente miteinander verwebt, Linien in die Räume zeichnet, Öffnungen nutzt und Wände durchdringt. Hierbei folgt es ebenso physikalischen Gesetzen wie geometrischen Vorgaben, wie z.B. Winkelmaßen, die Franka Hörnschemeyer definiert hat. Resonanz und Reflexion spielen eine bestimmende Rolle für das Verständnis der dynamischen Linienführung, die alle Elemente in optische Bewegung versetzt und einen spezifischen Rhythmus verleiht.
In die Stille des Raumes dringen immer wieder einzelne Wörter, die von der Soundarbeit Gipskartonfeuerschutz (2020) stammen und den Zuhörenden durch eine Soziologie und Baugeschichte der deutschen Architektur führen. Hörnschemeyer selbst spricht den Text aus ihrem Künstlerbuch GKF von 1992.
Eine Vielzahl an Wandobjekten der 90er Jahre sind außerdem in der Ausstellung zu sehen. Sie gehören zu den frühesten Werken der Künstlerin und zeugen von ihrer intensiven und langjährigen Auseinandersetzung mit Gipskarton – hierbei konzentriert sich ihr Interesse nicht nur auf die Materialität des Baustoffs, sondern auch und vor allem auf dessen Funktion als Informationsträger. Sie erforscht Beschaffenheit und Kontext und findet darin Hinweise auf kulturelle, gesellschaftliche sowie ökonomische Gegebenheiten. Fast möchte man sie als Bauarchäologin bezeichnen.
In ihrem vielschichtigen Werk – seien es Raumkonstruktionen, Skulpturen oder Zeichnungen – bietet Franka Hörnschemeyer diverse Perspektiven und Blickwinkel an und bietet uns damit die Möglichkeit zur Erkundung von Material im weitesten Sinne.
Ausstellungsbesuch nach Terminabsprache
Filmische Dokumentation der Ausstellung Axiom 420 von Donat Schilling
Hörprobe zur Audioarbeit Gipskartonfeuerschutz
Für ihre erste Einzelausstellung in der Galerie m hat die Bildhauerin Franka Hörnschemeyer Axiom 420, ein komplexes ortsspezifisches Werk konzipiert und realisiert. Geometrische Skulpturen aus Schalplatten und eine architektonische Konstruktion aus Rasterelementen werden über ein mehrfach umgelenktes Seil miteinander verbunden und getragen. Eine Soundarbeit durchdringt die Ausstellungsräume, zudem sind ausgewählte frühe Wandobjekte der 90er Jahre zu sehen.
Die Räume der Galerie m sind in radikaler Weise zum Bestandteil eines Werkes geworden. Die Wände, Raumvolumina und Proportionen sind ebenso formbildend für Axiom 420, wie die Figuren aus Schalplatten, der Rasterraum und das verbindende und tragende Ankerseil.
Die Figuren, die den Anfangs- bzw. Endpunkt des Seils markieren, bestehen aus mehreren Holzquadern – wie die Oberflächengestaltung und die Abriebspuren zeigen, sind es wiederverwendete Schalplatten der Firma Paschal. Die einzelnen Elemente sind über ein durchgehendes Seil miteinander verbunden und pendeln aneinander aufgereiht von der Decke herab, wobei der Boden abschließend leicht gestreift wird. Die Quader berühren sich nur punktuell. Schwerelos, anmutig, nahezu tänzelnd erscheinen die Skulpturen, die je nach Perspektive mal kompakter und mal raumgreifender sind.
Diese scheinbare Aufhebung von Masse und Gewicht, von Schwerkraft lässt sich auch an der raumbildenden Konstruktion aus Rasterelementen beobachten. Das architektonische Gebilde mit seinen geradezu filigran anmutenden Strukturelementen wirkt in seinem Aufbau transparent und modellhaft. Während seine Außenbegrenzung eine durchgehende Kontur aufweist, deuten offene Partien Variabilität und Flexibilität an. Wie die beiden Holzfiguren wird auch diese Raumstruktur vom Seil angehoben, so dass nur noch eine Seite Kontakt zum Boden hat. Sowohl Figuren als auch Raumstruktur schweben und lasten zugleich. Sie scheinen wie in ihrer Bewegung angehalten, offensichtliche Schwere wird in Leichtigkeit umgewandelt.
Die enormen Kräfte, die Axiom 420 in Spannung versetzen, die Schwerkraft und Zugkraft offenbaren sich besonders im Ankerseil, das zugleich trägt und verbindet. An dem Seil werden alle Elemente in ein sorgfältig ausbalanciertes, fragiles Gleichgewicht, das keinen Spielraum zulässt, versetzt. Die präzise Positionierung der Skulpturen untereinander und an dem Seil führt zu einer Neutralisierung aller dynamisch wirkenden Kräfte, zu einem "eingefrorenem" Stillstand im gleichzeitigen „Fallen“. Es stellt eine vielschichtige wechselseitige Abhängigkeit zwischen den Skulpturen, der Stahlkonstruktion und den Wänden der Galerie m her. Durch das Seil „entfalten“ sich die Figuren, zugleich hebt es den Rasterraum vom Untergrund. Es gliedert die Galerieräume, zerschneidet und vermisst die vermeintliche Leere des Zwischenraums, schafft eine Komposition, innerhalb derer sich der Ausstellungs-besucher bewegt. Das Werk ist physisch erlebbar, wird zu einer komplexen Raumskulptur, die im Gegensatz zu einer Figura Serpentinata nicht umrundet, sondern durchdrungen wird.
Eine Vielzahl an Diagonalen charakterisieren das Gesamterscheinungsbild, vor allem auch der Verlauf des Ankerseils, das die einzelnen plastischen und architektonischen Elemente miteinander verwebt, Linien in die Räume zeichnet, Öffnungen nutzt und Wände durchdringt. Hierbei folgt es ebenso physikalischen Gesetzen wie geometrischen Vorgaben, wie z.B. Winkelmaßen, die Franka Hörnschemeyer definiert hat. Resonanz und Reflexion spielen eine bestimmende Rolle für das Verständnis der dynamischen Linienführung, die alle Elemente in optische Bewegung versetzt und einen spezifischen Rhythmus verleiht.
In die Stille des Raumes dringen immer wieder einzelne Wörter, die von der Soundarbeit Gipskartonfeuerschutz (2020) stammen und den Zuhörenden durch eine Soziologie und Baugeschichte der deutschen Architektur führen. Hörnschemeyer selbst spricht den Text aus ihrem Künstlerbuch GKF von 1992.
Eine Vielzahl an Wandobjekten der 90er Jahre sind außerdem in der Ausstellung zu sehen. Sie gehören zu den frühesten Werken der Künstlerin und zeugen von ihrer intensiven und langjährigen Auseinandersetzung mit Gipskarton – hierbei konzentriert sich ihr Interesse nicht nur auf die Materialität des Baustoffs, sondern auch und vor allem auf dessen Funktion als Informationsträger. Sie erforscht Beschaffenheit und Kontext und findet darin Hinweise auf kulturelle, gesellschaftliche sowie ökonomische Gegebenheiten. Fast möchte man sie als Bauarchäologin bezeichnen.
In ihrem vielschichtigen Werk – seien es Raumkonstruktionen, Skulpturen oder Zeichnungen – bietet Franka Hörnschemeyer diverse Perspektiven und Blickwinkel an und bietet uns damit die Möglichkeit zur Erkundung von Material im weitesten Sinne.