Ausstellungsinformationen
Lena von Goedeke
Stasis
Stasis
Vom 16.7. bis zum 24.10.2020 im Feature-Room der Galerie m.
„Stasis“ beschreibt den Zustand absoluten Stillstands. Lena von Goedeke macht sich insbesondere die Eigenarten gebrannter Keramik zunutze, worin die Zeit nicht eingefroren, sondern festgebrannt wird. Wenn jedes Molekül erstarrt und selbst die Zeit nicht mehr passiert, entsteht eine Art Ewigkeit. Nur gewaltsam kann dieser Zustand aufgebrochen werden. Gleichzeitig berücksichtigt die Künstlerin die archäologische Bedeutung des Materials, das Jahrtausende überdauert und ebenso Rückschlüsse auf ganze Kulturen wie zu individuellen Schicksalen liefern kann.
In Stasis finden sich einerseits die in unterschiedlichem Maße fragmentierten Kameras und Fotostative der Serie A fleeting mind, die wie Fundobjekte auf dem Boden verstreut sind und eine trügerische, ursprüngliche Einheitlichkeit versprechen. Trotz ihrer täuschenden Ähnlichkeiten zum ursprünglichen Gegenstand, wird das Material nie versteckt. Die Keramik offenbart sich in den Brüchen und Fragmenten, ebenso in den verschiedenen Glasurtechniken. Das Fotoequipment, dessen grundlegende Funktion das Festhalten und Einfrieren eines Zeitpunktes ist, spiegelt in seinem Fragment einen paradoxen mentalen Zustand wieder zwischen dem erlebten Augenblick und dem Versuch der Erinnerung daran.
In der Arbeit Hestra I + II sind andererseits dicke Handschuhe an den Enden zweier Relingstangen befestigt. Anders als bei den Kameras verrät erst eine genauere Untersuchung, dass es sich ebenfalls um glasierte Keramik und demnach um täuschend echte Imitate handelt. Das Material wird hier als archäologisches Dokument für die Kleidung eingesetzt, die von Goedeke auf ihren Reisen in die Arktis trug. Die dicke Schicht schützte sie als Individuum vor einem lebensfeindlichen Ort, bildete gleichzeitig die Membran, die es der Künstlerin ermöglichte die Distanz zwischen sich und der rauen Natur aufzulösen. Wie beim archäologischen Fund sind in der Keramik die Erfahrungen und Erlebnisse dieser Reise konserviert. Sie gibt Aufschluss über die extremen Bedingungen und setzt dem abenteuerlichen Unterfangen ein Denkmal.
Auch Nike ist eine Arbeit, die wie die fragmentierten Kameras eine ursprüngliche Funktionalität suggeriert. Die gold- und silbern schimmernde Oberfläche erinnert an Rettungsdecken von Rettungskräften, verspricht gleichzeitig Schutz vor Witterung ebenso wie luxuriöses Material, während es sich tatsächlich um den Inbegriff von funktionsloser „fast fashion“ handelt. Ihre makellose Oberfläche besiedeln grau-braune Seepocken, die man ansonsten von Schiffsrümpfen, Bootstegen, aber auch der Haut von Walen kennt. Der Kontrast zwischen natürlicher, maritimer Fauna und synthetischem Artefakt wirft die Frage auf, welches der beiden Elemente das jeweils andere verfremdet und stört. Empfinden wir also die perfekte Oberfläche der Jacke als versehrt, dringt der synthetische Stoff in den biologischen Lebensraum ein oder entsteht durch das Verwachsen letztendlich etwas Neu-, Eigen- und Gleichwertiges? In diesem Fall fungiert die maritime Inkrustation als Antithese zum Artefakt, dessen Bewertung den Betrachtenden überlassen wird.
Mit Stasis hinterfragt Lena von Goedeke die Fähigkeit der Wahrnehmung von Zeit, die Existenz des Augenblicks und die (Un-)Möglichkeiten ihn festzuhalten. Gleichzeitig beweist die Künstlerin abermals ihr feines Gespür für Material und Materialität sowohl in handwerklicher als auch emotionaler Hinsicht.
„Stasis“ beschreibt den Zustand absoluten Stillstands. Lena von Goedeke macht sich insbesondere die Eigenarten gebrannter Keramik zunutze, worin die Zeit nicht eingefroren, sondern festgebrannt wird. Wenn jedes Molekül erstarrt und selbst die Zeit nicht mehr passiert, entsteht eine Art Ewigkeit. Nur gewaltsam kann dieser Zustand aufgebrochen werden. Gleichzeitig berücksichtigt die Künstlerin die archäologische Bedeutung des Materials, das Jahrtausende überdauert und ebenso Rückschlüsse auf ganze Kulturen wie zu individuellen Schicksalen liefern kann.
In Stasis finden sich einerseits die in unterschiedlichem Maße fragmentierten Kameras und Fotostative der Serie A fleeting mind, die wie Fundobjekte auf dem Boden verstreut sind und eine trügerische, ursprüngliche Einheitlichkeit versprechen. Trotz ihrer täuschenden Ähnlichkeiten zum ursprünglichen Gegenstand, wird das Material nie versteckt. Die Keramik offenbart sich in den Brüchen und Fragmenten, ebenso in den verschiedenen Glasurtechniken. Das Fotoequipment, dessen grundlegende Funktion das Festhalten und Einfrieren eines Zeitpunktes ist, spiegelt in seinem Fragment einen paradoxen mentalen Zustand wieder zwischen dem erlebten Augenblick und dem Versuch der Erinnerung daran.
In der Arbeit Hestra I + II sind andererseits dicke Handschuhe an den Enden zweier Relingstangen befestigt. Anders als bei den Kameras verrät erst eine genauere Untersuchung, dass es sich ebenfalls um glasierte Keramik und demnach um täuschend echte Imitate handelt. Das Material wird hier als archäologisches Dokument für die Kleidung eingesetzt, die von Goedeke auf ihren Reisen in die Arktis trug. Die dicke Schicht schützte sie als Individuum vor einem lebensfeindlichen Ort, bildete gleichzeitig die Membran, die es der Künstlerin ermöglichte die Distanz zwischen sich und der rauen Natur aufzulösen. Wie beim archäologischen Fund sind in der Keramik die Erfahrungen und Erlebnisse dieser Reise konserviert. Sie gibt Aufschluss über die extremen Bedingungen und setzt dem abenteuerlichen Unterfangen ein Denkmal.
Auch Nike ist eine Arbeit, die wie die fragmentierten Kameras eine ursprüngliche Funktionalität suggeriert. Die gold- und silbern schimmernde Oberfläche erinnert an Rettungsdecken von Rettungskräften, verspricht gleichzeitig Schutz vor Witterung ebenso wie luxuriöses Material, während es sich tatsächlich um den Inbegriff von funktionsloser „fast fashion“ handelt. Ihre makellose Oberfläche besiedeln grau-braune Seepocken, die man ansonsten von Schiffsrümpfen, Bootstegen, aber auch der Haut von Walen kennt. Der Kontrast zwischen natürlicher, maritimer Fauna und synthetischem Artefakt wirft die Frage auf, welches der beiden Elemente das jeweils andere verfremdet und stört. Empfinden wir also die perfekte Oberfläche der Jacke als versehrt, dringt der synthetische Stoff in den biologischen Lebensraum ein oder entsteht durch das Verwachsen letztendlich etwas Neu-, Eigen- und Gleichwertiges? In diesem Fall fungiert die maritime Inkrustation als Antithese zum Artefakt, dessen Bewertung den Betrachtenden überlassen wird.
Mit Stasis hinterfragt Lena von Goedeke die Fähigkeit der Wahrnehmung von Zeit, die Existenz des Augenblicks und die (Un-)Möglichkeiten ihn festzuhalten. Gleichzeitig beweist die Künstlerin abermals ihr feines Gespür für Material und Materialität sowohl in handwerklicher als auch emotionaler Hinsicht.
A fleeting mind III + IV, 2020
glasierte Keramik
glasierte Keramik
Hestra I & II, 2019
glasierte Keramik, Stahl, Lack
je 100 x 12 x 15 cm
glasierte Keramik, Stahl, Lack
je 100 x 12 x 15 cm
Nike, 2019
Jacke, Acrystal, Glasfaser, Schaumstoff
ca. 100 x 70 cm
Jacke, Acrystal, Glasfaser, Schaumstoff
ca. 100 x 70 cm