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Ausstellungsinformationen

Dirk Reinartz zu ehren
Eine Ausstellung in folgen
 
10. November - 9. Dezember 2006 Bismarck
Bismarck in America

13. Dezember 2006 - 13. Januar 2007
Deutschland durch die Bank
Besonderes Kennzeichen: Deutsch

20. April - 19. Mai 2007
Kein schöner Land
Innere Angelegenheiten

23. Mai - 27. Juni 2007
Portraits
Künstlerportraits

15. September - 13. Oktober 2007
New York, 1974

17. Oktober - 24. November 2007
Richard Serra – Skulpturen

30. November 2007 - 27. Januar 2008
totenstill


Die Ausstellung „Dirk Reinartz. Bismarck – Bismarck in America“ im Fotokabinett der Galerie m Bochum bildet den Auftakt zu einer umfangreichen Ausstellungsreihe, die dem Werk des Fotografen Dirk Reinartz gewidmet ist.

Als Autorenfotograf hat er zahlreiche Bildbände im Steidl Verlag publiziert, deren Fotografien in den einzelnen Ausstellungen gezeigt werden. Mit dem bedeutenden Zyklus „totenstill“ über ehemalige Konzentrationslager wurde Reinartz international bekannt. Die Ausstellung einer Auswahl aus dieser beeindruckenden Serie, die gleichzeitig die Ausstellungsreihe zu Ehren des Fotografen beschließt, endet am 27. Januar 2008 – dem Tag, an dem das Konzentrationslager Auschwitz befreit wurde.


Der 1947 in Aachen geborene und 2004 verstorbene Fotograf Dirk Reinartz studierte zunächst Fotografie bei Otto Steinert an der Folkwangschule in Essen bevor er 1971 seine Karriere als jüngster Reportagefotograf in der Redaktion des Stern begann. Als freier Fotograf schloss er sich 1977 der Fotografengruppe VISUM an, von der er sich 1982 wieder trennte, um fortan unabhängig zu arbeiten. Seine Arbeit drehte sich vor allem um soziale Themen sowie Künstlerportraits und erschien in allen großen Magazinen, u.a. Life, Der Spiegel, das SZ-Magazin, das Zeit-Magazin und Art. Seit 1985 publizierte Dirk Reinartz seine Fotografien in Buchform - zahlreiche Bildbände erschienen. Ein Schwerpunkt seiner fotografischen Arbeit bestand in der Auseinandersetzung mit Deutschland. In Zusammenarbeit mit Richard Serra, dessen Skulpturenprojekte er weltweit dokumentierte, entstanden mehrere Bücher, die das Werk dieses Bildhauers auf eindrucksvolle Weise dokumentieren. Reinartz lehrte zuletzt an der Muthesius-Hochschule in Kiel Fotografie.


Kein schöner Land
Die Fotografien aus der Serie Kein schöner Land entstanden im Zeitraum zwischen 1978 und 1987. Im gleichnamigen Buch von 1989 beschreibt Norbert Klugmann die „öffentlichen Verwüstung der Bundesrepublik“, die uns den „Anblick geschundener Häuser und toter Gärten“ bescheren und die wir nur noch ertragen, weil wir gelernt haben, das alles zu übersehen. Diese „kalt-brutale Bau-Unkultur“ ist in den Schwarzweiß-Fotografien von Dirk Reinartz stets präsent. Er hat die „Angst vor der Anarchie des Blattgrüns“ genauso dokumentiert wie die städtebaulichen Maßnahmen, die aus einem tief sitzenden Bedürfnis nach Kontrolle und Ordnung zu resultieren scheinen.





Innere Angelegenheiten
Diese Bestandsaufnahme, die er in seiner späteren Serie Innere Angelegenheiten (1989-2002) in Farbe weiterführte, bietet uns neue Blicke auf die Wirklichkeit und bezieht gleichzeitig Stellung. Dirk Reinartz begriff seine Fotografie als Werkzeug und Medium, um Wirklichkeit zu reflektieren.












Besonderes Kennzeichen: Deutsch (um 1980)
1990 entstand der Bildband Besonderes Kennzeichen: Deutsch. Die Ausstellung in der Galerie m zeigt Fotografien aus der Reportage Von Tür zu Tür im Hochhaus. Porträt eines Wohnbunkers, die den sozialen Wohnungsbau am Rande einer deutschen Großstadt auf sehr persönliche Art und Weise beschreiben.














Deutschland durch die Bank (1992-1996)
Deutschland durch die Bank ist eine zum Teil skurrile und humorvolle Dokumentation deutscher Sitzkultur im öffentlichen Raum. In seinen Fotografien von Bänken und Sitzgelegenheiten schärft Dirk Reinartz wie auch mit anderen Projekten unser Bewusstsein für einen Gegenstand, der ein selbstverständlicher Teil unserer Alltagswelt ist.











Bismarck (1989-1991)
Otto von Bismarck hat wie kaum ein anderer Staatsmann seinen Platz im öffentlichen Raum in Deutschland gefunden. Nahezu in jeder Stadt, häufig an zentraler Stelle, sind die meist überlebensgroßen Denkmäler zu finden, die überwiegend im 19. Jahrhundert aufgestellt wurden. Mittlerweile hat sich das Stadtbild vielerorts grundlegend verändert. Dirk Reinartz gelingt es auf subtile Art und Weise, die Wechselwirkung zwischen Denkmal und Umgebung zu veranschaulichen. An manchen Stellen wirken die historischen Zeugnisse deplaziert bzw. sogar skurril. Es kommt häufig zu einer Verfremdung des Objekts, dem Verlust seines Symbolwerts im heutigen Bewusstsein. In diesem Sinne können diese Fotografien als Anreiz dienen, den Umgang mit Kulturgut innerhalb des öffentlichen Raumes zu reflektieren.




Bismarck in America (1998)
Zahlreiche Straßen und öffentliche Gebäude tragen den Namen Otto von Bismarcks. So auch eine Stadt im Nordwesten der USA, die Dirk Reinartz auf Wetterkarten im US-amerikanischen Fernsehen aufgefallen war. Den 100. Todestag von Bismarck nahm der Fotograf zum Anlass, diese Stadt gemeinsam mit dem Autor Wolfram Runkel zu besuchen und zu fotografieren. Die Fotografien, die im Jahr 2000 in einem Bildband mit dem Titel Bismarck in America veröffentlicht wurden, zeigen eine typisch amerikanische Kleinstadt, in der zwar kein Denkmal des preußischen Politikers zu finden ist, dessen Name dennoch allgegenwärtig erscheint. Dirk Reinartz verzichtet auf spektakuläre Motive und artifiziell wirkende Inszenierungen; er nähert sich seinem Thema mit dem Blick eines neugierigen Passanten, der seine Umgebung geduldig erkundet. Die Ausgewogenheit des Bildausschnitts und die Ordnung des Bildaufbaus spiegeln den Charakter der Stadt in besonderer Weise wieder. Darüber hinaus sind es die Details innerhalb des Gesamtbildes, die den Reiz dieser Serie ausmachen.

Afangar, 1991